Newsletter September 2022:

Von: Robert Klinger

Sicherstellung der Qualität bei Einkauf in weit entfernten Produktionsstätten

Bei Sourcing außerhalb Europas befürchten viele Unternehmen, dass es durch mangelnde Qualität zu nicht zu kalkulierbaren Kosten oder Versorgungsrisiken kommen kann. Mit den richtigen “Werkzeugen” ist das nicht so.

In nachfolgendem Artikel erfahren Sie wie man die Qualität, mit überschaubaren Mitteln, auch in weit entfernten Produktionsstätten sicherstellen kann.

Setzen wir voraus, dass die üblichen Checks, wie der “Pre-Production-Check”, in Form einer Erstmusterprüfung, und der “In-Production-Check”, in Form eines Audits, positiv verlaufen sind. Die erste Lieferung des neuen Lieferanten steht bevor und soll zur Lieferung freigegeben werden. Dies geschieht mit Hilfe des sogenannten “Pre-Shipping-Check”. Natürlich kann nicht die komplette Lieferung zu 100% auf sämtliche Merkmale geprüft werden. Hier empfiehlt es sich, eine Stichprobenprüfung durchzuführen. Doch wer sich mit dem Thema Stichprobenprüfung auseinandersetzt, wird feststellen, dass sich einige offene Fragen ergeben:

  • Wie viele Bauteile sollen geprüft werden?
  • Welche Bauteile sollen geprüft werden?
  • Was soll an den Bauteilen geprüft werden?
  • Ab wann wird die Lieferung akzeptiert oder zurückgewiesen?
  • Wie wird die Prüfung dokumentiert?
  • Wer führt die Prüfung durch?

Eine sehr wirksame und bewährte Methode hierfür ist die Stichprobenprüfung nach ISO2859 Acceptable Quality Level – kurz die AQL-Prüfung.
Es ist wichtig, bereits vor Vertragsabschlussmit dem Lieferanten über die Rahmenbedingungen bezüglich der AQL-Prüfung einig zu sein. Dies kann zum Beispiel innerhalb einer Qualitätssicherungsvereinbarung (QSV) erfolgen.
Dabei sollte beachtet werden, dass:

  • Der Zugang zu der Lieferung auch durch dritte Parteien (z.B.: Dienstleister) vereinbart sein sollte, u.a. COVID-19-bedingt oder wenn dies generell erforderlich ist
  • Das Qualitätslevel flexibel vereinbart ist
  • Fehlerklassen definiert werden müssen
  • Für den AQL-Bericht Bilder oder Videos gemacht werden können
  • Eventuell auch “Bauteil-zerstörende” Prüfungen zu machen sind

Anhand des folgenden Beispiels sehen wir, wie man mit einer AQL-Tabelle arbeitet.

Das Ergebnis aus der “Bestellmenge” und des vereinbarten “Inspection-Level” ist der Kennbuchstabe “L”.

Der folgenden Tabelle kann die Anzahl der zu prüfenden Teile und die Rückweiseanzahl der einzelnen Fehlerklassen entnommen werden.

In unserem Fall liegt die Prüfmenge (Sample Size) bei 200 Teilen. Die Rückweisezahlen liegen für kritische Fehler bei „1“, für Hauptfehler bei „3“ und für Nebenfehler bei „6“. Das bedeutet, dass die Lieferung bei Erreichen dieser Zahlen zurückgewiesen wird. Es ist also wichtig, dass man im Vorfeld mit dem Lieferanten einig ist, was genau kritische Fehler, Hauptfehler und Nebenfehler sind. Es bietet sich an, dieses über einen Fehlerkatalog zu definieren. So können beispielsweise auch neu auftretende Fehlerbilder richtig eingestuft werden.

Für bauteilzerstörende oder kostenintensive Prüfungen können auch andere “Inspections-Levels” gewählt werden (S1-S4). Die Prüfanzahl sinkt dadurch erheblich.

Sollten Sie kein eigenes Personal vor Ort bei einem Lieferanten haben, besteht die Möglichkeit eine AQLPrüfung, durch externe Dienstleister durchführen zu lassen. Aber bitte denken Sie daran, dass der Dienstleister Informationen in sehr detaillierter Form benötigt. In diesem Fall sind Sie als Auftraggeber in der “Bringschuld”. Der Dienstleister wird nur das prüfen, was ihm beauftragt wurde. Geben Sie daher dem Dienstleister alle relevanten Unterlagen, wie zum Beispiel die Verpackungsvorschrift oder die Prüfanweisungen. Stimmen Sie auch mit dem Dienstleister die Form des Berichtes ab. Der Bericht sollte Bilder der geprüften Bauteile enthalten. Entdeckte Fehler sollten, genau definiert, im Bericht auftauchen. Eine weitere Möglichkeit eines Berichtes ist eine “Video-Inspection”. Bei hohen Prüfzahlen kann man dadurch vermeiden, dass ein Bericht mit 200 Bildern gemacht werden muss.

Wie Sie sehen können, ist eine AQL-Prüfung ein sehr variables und trotzdem überschaubares Instrument, um eine effiziente Stichprobenprüfung durchzuführen. Durch ein “dynamisch” vereinbartes InspectionLevel kann man beispielsweise auch für die ersten Lieferungen eine höhere Prüfmenge vorgeben. Wenn der Prozess eingefahren ist und stabil läuft, kann man die Prüfmenge entsprechend reduzieren.

Sprechen Sie uns an, wie unterstützen Sie gerne (info@bdp-mc.com).

Robert Klinger

Robert Klinger

Sales and Technical Manager·bdp Mechanical Components Deutschland

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